Der 100.000 Euro Kredit
Kommt die Sprache auf einen Ratenkredit, denken die meisten Verbraucher an Darlehen in einer Größenordnung zwischen 3.000 Euro und 15.000 Euro. Die durchschnittliche Darlehenshöhe lag im Jahr 2016 bei leicht über 11.000 Euro. Einen 100.000 Euro Kredit haben die wenigsten Menschen in diesem Moment vor Augen. Für dieses Geld gibt es bereits Eigentumswohnungen, in ländlichen Gegenden auch ältere Häuser. Ein großer Elektromarkt bot an Weihnachten 2016 einen Fernseher für nicht ganz 100.000 Euro an. Ob sich dafür allerdings auch Käufer fanden, trotz Null-Prozent-Finanzierung, bleibt fraglich. Ein 100.000 Euro Kredit ist nichts, was sich für die Anschaffung von Konsumgütern eignet. Die Lebensdauer dürfte unter der Darlehenslaufzeit liegen. Auch bei extrem niedrigen Zinsen wird es für die meisten Menschen schwierig. Bei einer Laufzeit von 60 Monaten fällt eine durchschnittliche Rate von 1.800 Euro im Monat an.
Die Besicherung
Es ist auch fraglich, ob eine Bank bei einem 100.000 Euro Kredit als Sicherheit ausschließlich auf die bei kleineren Beträgen durchaus übliche Gehaltsabtretung abstellt, oder ob sie noch andere, möglichst dingliche Sicherheiten, anfordert. Als dingliche Sicherheiten gelten Grundschulden oder Hypotheken. In diesem Fall ist Immobilienbesitz für den Darlehensnehmer die Voraussetzung. Allerdings müssen andere Darlehen, für die ebenfalls eine Grundschuld eingetragen wurde, noch genügend Spielraum im Beleihungsauslauf lassen, dass auch noch Platz für die 100.000 Euro zusätzlichen Kredites besteht.
Handelt es sich um einen Betriebsmittelkredit, beispielsweise zur Anschaffung einer neuen Maschine, kann das zu finanzierende Objekt zur Besicherung herangezogen werden. Für die Finanzierung einer Anlage zur Gewinnung regenerativer Energien hält die KfW entsprechende Darlehen bereit. Diese müssen allerdings über die Hausbank beantragt werden, die KfW agiert im Hintergrund.
Immobilienkredit ohne Grundschuldeintrag
Einen 100.000 Euro Kredit bieten auch für die Finanzierung wohnwirtschaftlicher Vorhaben ohne Eintragung einer Grundschuld an. Voraussetzung ist, dass der Kreditnehmer anhand eines Grundbuchauszuges nachweist, dass er Eigentümer einer Immobilie ist. Darüber hinaus muss er die Mittelverwendung offenlegen, die ausschließlich der Renovierung oder Sanierung dienen darf. Wohnkredite sind, abhängig von der jeweiligen Bank, in Größenordnungen zwischen 2.000 Euro und 100.000 Euro erhältlich. Die Laufzeiten betragen zwischen 12 Monaten und 120 Monaten. Das Besondere an dieser Darlehensvariante ist der Zinssatz. Er bewegt sich zwischen den Zinsen für eine Baufinanzierung und dem Zins für einen herkömmlichen Ratenkredit. In der Summe kann das Darlehen preiswerter sein, als ein Baudarlehen, da die Kosten für Anwalt und Gericht im Zusammenhang mit der Bestellung der Grundschuld entfallen. Am Ende ist es für den Kreditnehmer ein Rechenexempel, welche Variante die günstigere darstellt. Es bleibt allerdings die Frage, ob sich die Bank bei einem Wohnkredit über 100.000 Euro mit der Gehaltsabtretung als ausschließlicher Sicherheit zufriedengeben wird.
Der Antragsprozess für ein solches Darlehen unterscheidet sich in keiner Weise von einem Darlehen über 20.000 Euro. Die Beantragung erfolgt online, die Identitätsprüfung muss allerdings in den meisten Fällen noch im Rahmen des VideoIdent-Verfahrens erfolgen. Zusätzlich zu den üblichen Unterlagen wie Kontoauszüge und Gehaltsbescheinigungen benötigen die Kreditinstitute bei diesen Darlehen auch noch eine Kopie des Grundbuchauszuges und eine Aufstellung der geplanten Sanierungsarbeiten mit Kostenvoranschlägen. Nach erfolgter Bonitätsprüfung erfolgt die Auszahlung des Kreditbetrages innerhalb recht kurzer Zeit auf das angegebene Konto des Darlehensnehmers.